Blog,  Nachgedacht

Raum schaffen für Seelendinge

Zeit haben oder nicht - das ist hier die Frage

Seit Tagen pickst es mich, wieder einen Blogbeitrag zu schreiben. Ach eigentlich auch schon seit Wochen, immer fliegen Themen an mir vorbei, die ich aufgreifen möchte und festhalten. Und irgendwie fliegt dann wieder etwas anderes auf mich zu, das mich nicht dazu kommen lässt.

Dass ich gerade jetzt mit diesem Gedanken dann doch einfach anfange zu schreiben, obwohl so viele Dinge mal wieder noch „getan werden sollten“ sagt mir wohl, dass es Zeit ist, darüber nachzudenken, wie ich mein Zeitnehmen verteilt habe. Viele Dinge, die auf meiner persönlichen das-möchte-ich-bald-machen-Liste stehen, bekommen eine niedrigere Priorität zugeteilt als die Dinge, die ich für andere erledige. Da scheint irgendwo tief in mir drin noch ein Glaubensmuster fest zu hängen, das mir sagt, die Dinge, die zu den „Pflichten“ gehören sind wichtiger als die Dinge, die man gerne tut.

Außerdem bilden sich gerne so kleine Rattenschwänze in meiner To-Do-Liste. Ist das bei Euch auch so? Ich kreiere mal ein kleiner Beispiel: Ich will noch kurz was in die Spülmaschine einräumen, bevor ich anfange, etwas von der „gerne“ Liste zu tun. Und dann gehe ich in die Küche, und wenn ich meine Tasse (oder was auch immer) einräumen will, sehe ich, dass ich noch einen Topf zum einweichen in der Spüle liegen hab. Also spüle ich den Topf zu Ende, danach wische ich natürlich nochmal neben der Spüle alles sauber und dabei fällt mir was um. Das muss ich dann zusammen fegen, und wenn ich es in den Müll werfen will, ist der Müll voll und ich bringe den Müll raus. Danach gehe ich zurück in die Küche und ich will mir noch schnell einen Tee machen. Dann ist der Tee alle und ich muss in den Keller zum Tee holen. Wenn ich wieder oben bin, klingelt es an der Tür…. Ich glaube ihr versteht was ich meine. Also ist mal schnell eine halbe Stunde vorbei, bevor man mit dem anfangen kann, was man wollte und manchmal ist es ja so, dass man eh nur eine Stunde Zeit gehabt hätte dafür und dann lohnt es sich fast nicht mehr.

Aber was ist heute anders? Kommen heute keine ungeplanten Dinge dazwischen? Oh doch, sogar noch mehr als gewöhnlich. Ich hatte vorhin kurz das Gefühl, wie ein aufgeschrecktes Huhn herum zu laufen, weil mich wieder so viele ungeplante Sachen erreicht hatten. Und plötzlich kam eine tiefe Ruhe über mich. Es war ein Moment des gezwungenen Innehaltens, weil ich auf etwas gewartet habe. Und da war sie die Ruhe, ganz tief in meinem Bauch. Also frage ich mich nochmal, was ist heute anders?

Ich bin fest davon überzeugt, dass es an dem Seminar liegt, welches ich am Wochenende besucht habe. Dort ging es um ein Thema, das ich gerne machen wollte. Kein „sollte“, „müsste“ oder „wäre gut“, sondern ein ganz tiefes „ich möchte“. Und dieses „etwas für mich tun“, etwas das mich als Person weiter bringt, führt mich zurück zu MEINEN Prioritäten. Denn wenn ich mich gut fühlen möchte, muss ich auch dafür sorgen, dass ich etwas mache, das sich gut anfühlt. Etwas tun, das mich zu mir selbst führt und mich ich selbst sein lässt. Die anderen Dinge, die wichtig sind, sind ja nicht alle gleich wichtig und viele Sachen können auch ruhig mal eine Stunde warten, andere auch mal einen Tag und ein paar wenige auch mal eine Woche. Man muss sich Inseln schaffen mit Tätigkeiten, die man liebt, die sich gut anfühlen und unserer Seele gut tun. Und wenn meine Seele zufrieden ist, weil sie Dinge machen kann, die sie wirklich mag, dann hilft sie mir auch gerne dabei, die anderen Verpflichtungen zu erledigen, die so anliegen. Und manchmal gehen diese nicht ganz so tollen Tätigkeiten dann auch etwas schneller von der Hand und plötzlich hat man wieder etwas mehr Zeit für etwas Schönes….